Im Zuge der Planung haben wir bald bemerkt, dass das Überbauen einer Werkstatt extrem aufwändig ist – sofern man herkömmliche Techniken anwendet. Speziell Werkshallen werden so gut wie nie überbaut. Wenn nun aber Baugrund ein knappes und kostbares Gut ist und man sich den Spielraum für spätere Erweiterungen behalten möchte, muss man in die Höhe. Damit das auch betriebswirtschaftlich vertretbar ist, braucht es neue Denkweisen. Statiker und Tragwerksplaner müssen etwas tiefer in die Trickkiste greifen.
Neben den Kosten existieren weitere Knackpunkte:
- Grundbeschaffenheit: Wie werden die Lasten in den Boden abgeleitet? Bei der vorliegenden Bodenbeschaffenheit eine besondere Herausforderung. Alles was nicht pilotiert ist, senkt sich ab. Deshalb müssen beispielsweise alle Grundleitungen an die Bodenplatte „gehängt“ werden
- Nutzlasten: Welche Nutzlasten sind tatsächlich notwendig? Für Büros ist das klar, aber für Werkstattflächen im Sondermaschinenbau ist dafür ein Blick in die Kristallkugel notwendig
- Vibrationen: Auswirkung von Vibrationen, welche in der Fertigung und Montage entstehen (Kran, Maschinen), auf die darüber liegenden Stockwerke
- Tiefgarage: Trotz der großen Bereitschaft für die Nutzung von Fahrrädern für den Weg zur Arbeit sind Parkplätze erforderlich. Für Parkplätze wäre die Grundfläche immer noch die günstigste Variante. Eine Tiefgarage hat aber auch einen wesentlichen Einfluss auf das Tragwerk. Bei geschickter Auslegung wird das darüber liegende Tragwerk unterstützt und die Kostennachteile werden teilweise kompensiert. Die Tiefgarage muss aber kompromisslos in WU Beton gefertigt werden.
- Zufahrten: Verladerampen verbrauchen viel Grundfläche. Bei durchdachter Auslegung der Zufahrten lässt sich darauf verzichten. Die zukünftigen Absenkungen der Außenflächen werden über massive und pilotierte Schleppplatten abgefangen.
Aus der Automatisierungstechnik kennen wir den Serieneffekt bestens. Wir wissen, dass sich für wiederholende Elemente die Kosten senken. Diesen Ansatz haben wir für unser Gebäude angewendet. Das gesamte Gebäude basiert auf einem einheitlichen Säulenraster. Alle Höhen sind einheitlich. Funktionen die jedes Stockwerk benötigt, sind strikt übereinander angeordnet. Das Gebäude ist also von innen nach außen entworfen. Nach dem Grundsatz Form folgt der Funktion.
In der Außenhülle spielen spezielle die Fenster eine sehr wichtige Rolle und es gibt endlose Details zu lösen. Leibungen, Wetterbänke, Abdichtungen, usw. Wenn man Fenster, Fassade und Beschattung als Einheit betrachtet, ergeben sich sehr interessante Serieneffekte. Mit etwas Gehirnschmalz und Mut lässt sich der Seriengedanke gut umsetzen und die entwickelten Elemente lassen sich sogar vollständig vorfertigen. Damit steigt die Qualität ohne, dass die Kosten steigen.
Der Seriengedanke lässt sich sogar für eine zukünftige Betriebserweiterung weiterspinnen. Durch die Erstellung eines Überbauungskonzepts für das gesamte Grundstück erhält man den Überblick wie sich beispielsweise die Kranbahn verlängern lässt oder wie der Vollausbau der Tiefgarage mit den notwendigen Rampen funktionieren könnte. Die anschließende Einteilung in Umsetzungsphasen ist dann wieder eine einfachere Übung.
Nachzudenken lohnt sich darüber, welche statischen Vorbereitungen nötig sind, um später eine Bodenplatte direkt anschließen zu können. In unserem Fall lässt sich das Gebäude inkl. Tiefgarage einfach spiegeln und damit verdoppeln. Die Fundierung ist im Anschlussbereich für diese „Serienproduktion“ vorbereitet.